Gemeinsam gegen Mobbing: Wege zur Prävention und Intervention

Mobbing ist ein wachsendes Problem in Klassenzimmern. Wir stellen Präventionsstrategien vor, die Eltern, Lehrkräfte und Schüler umsetzen können, um diese Gewaltform zu verhindern.
Gemeinsam gegen Mobbing: Wege zur Prävention und Intervention
Leticia Martín Enjuto

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Leticia Martín Enjuto.

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 02. Mai 2024

Der 2. Mai ist der Internationale Tag gegen Mobbing, der von der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur festgelegt wurde, um das Bewusstsein für die Gefahr dieser Praxis zu schärfen und Betroffene zu unterstützen. Die UNESCO weist darauf hin, dass mindestens eines von drei Kindern weltweit von Gleichaltrigen gemobbt wird. Daher ist es entscheidend, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Art von Missbrauch zu verhindern.

Mobbing kann sowohl die mentale als auch die körperliche Gesundheit der Opfer beeinträchtigen und ihren schulischen Erfolg gefährden. Wenn du erfahren möchtest, welche Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen ergriffen werden können, um dieser Situation entgegenzuwirken, laden wir dich ein, weiterzulesen.

Verschiedene Formen von Mobbing

Mobbing umfasst aggressives und wiederholtes Verhalten, das sich gegen Einzelne oder Gruppen richtet. Bei diesen schädlichen Handlungen geht es oft um Aufmerksamkeit, Anerkennung oder Beliebtheit. Eine in der Zeitschrift Option veröffentlichte Studie weist darauf hin, dass die Opfer ein geringes Selbstwertgefühl entwickeln, was unter anderem zu Minderwertigkeitsgefühlen, Aufsässigkeit, Aggressivität, Angst und Depressionen führen kann.

Außerdem beschränkt sich Mobbing nicht auf Handlungen wie Schubsen oder Schlagen. Es gibt verschiedene Formen und Ausprägungen. Die häufigsten davon sind:

  • Indirektes körperliches Mobbing: Zerbrechen oder Stehlen von Gegenständen, Verstecken von Dingen vor dem Opfer.
  • Direktes körperliches Mobbing: Schlagen, Schubsen oder jede Form von unerwünschtem Körperkontakt.
  • Direktes verbales Mobbing: Beleidigungen, abfällige Spitznamen oder andere erniedrigende Aussagen oder Anschuldigungen.
  • Indirektes verbales Mobbing: Hinter dem Rücken einer Person schlecht über sie reden, Gerüchte oder Klatsch verbreiten, um ihren Ruf zu schädigen.
  • Soziales Mobbing: Jemanden aus der Gruppe ausschließen, seine Meinung ignorieren oder ihn nicht an gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen lassen.
  • Cybermobbing: Diese Art von Mobbing ist nicht an einen spezifischen Raum gebunden, da sie in sozialen Netzwerken, per Textnachrichten oder E-Mails stattfindet: Beschimpfungen, Verleumdungen, die Veröffentlichung von privaten Bildern oder Informationen sind charakteristisch.

Die Anzeichen erkennen

Zu wissen, ob ein Kind oder Jugendlicher in der Schule gemobbt wird, kann schwierig sein, da viele nicht darüber sprechen. Das kann verschiedene Gründe haben, z. B. das Gefühl, machtlos zu sein, die Angst, als Verräter abgestempelt zu werden, oder die Angst vor Vergeltung durch die Mobber.

Außerdem besteht die Sorge, von Erwachsenen beurteilt zu werden, als schwach angesehen zu werden oder das Gefühl, dass niemand die Situation versteht. UNICEF weist auf folgende Anzeichen hin, die auf ein Problem in der Schule hindeuten:

  • Bedrücktheit oder Apathie
  • Stimmungsschwankungen
  • Ungeklärte Verletzungen
  • Der Wunsch, die Schule zu wechseln
  • Passive oder provozierende Reaktionen
  • Schlechte schulische Leistungen
  • Geringes Selbstwertgefühl, Unsicherheit oder Schüchternheit
  • Schlafschwierigkeiten oder häufige Albträume
  • Vortäuschen einer Krankheit, um die Schule zu schwänzen
  • Verlust oder Beschädigung von wichtigen Gegenständen
  • Nachahmung des Verhaltens des Tyrannen
  • Soziale Isolation und fehlende Unterstützung in sozialen Netzwerken
  • Kommentare über Suizid und Selbstverletzung, in schwereren Fällen
  • Mangelndes Interesse an Schularbeiten und sportlichen Aktivitäten
  • Veränderungen in den Beziehungen zu Freunden und Klassenkameraden
  • Ungewöhnliches Essverhalten, wie z. B. Heißhungerattacken oder das Auslassen von Mahlzeiten

Wenn du eines dieser Anzeichen bei deinem Kind, deinen Geschwistern oder einer anderen dir nahestehenden Person bemerkst, ist es wichtig, das Problem proaktiv anzugehen. Es ist grundlegend, die Kommunikation offen zu halten, um ein Umfeld zu schaffen, in dem sich die betroffene Perseon sicher fühlt, über ihre Erfahrungen zu sprechen und bei Bedarf Hilfe zu suchen.

Mobbing: Was tun?

Die Schule sollte ein sicheres Umfeld sein, doch für viele Kinder wird sie zu einem Ort der Gewalt, weil sie von Gleichaltrigen gemobbt werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns im Rahmen des Internationalen Tages gegen Mobbing fragen, was wir an verschiedenen Fronten wie Familie und Schule machen können, um dieses Problem zu verhindern. Hier sind einige Ratschläge.

Für Eltern

Mobbing sollte weder als einfacher Streit zwischen Klassenkameraden, noch als notwendige Erfahrung zur Stärkung des Charakters von Kindern betrachtet werden. Es ist ein schädliches Verhalten, das von den Eltern und der Familie als Ganzes ernst genommen werden muss. Hier sind einige Schritte, die du unternehmen kannst, um diese Praxis zu verhindern:

  • Bringe deinen Kindern von klein auf bei, wie wichtig es ist, anderen mit Respekt und Toleranz zu begegnen.
  • Hilf deinen Kindern, Fähigkeiten wie Durchsetzungsvermögen und Konfliktlösung zu entwickeln.
  • Mache dich mit den Plattformen vertraut, die dein Kind nutzt, erkläre ihm die Online-Risiken und wie es sich vor Cybermobbing schützen kann.
  • Sei ein Vorbild. Zeige deinen Kindern, wie man andere mit Freundlichkeit behandelt und wie wichtig es ist, Beleidigungen nicht zu tolerieren.
  • Sprich mit deinen Kindern so viel wie möglich über Mobbing, damit sie wissen, dass sie offen mit dir darüber sprechen können.
  • Pflege eine offene Kommunikation mit deinen Kindern. Interessiere dich für ihre Gefühle, sprich regelmäßig mit ihnen und höre dir ihre Sorgen in der Schule aktiv an.

Für Lehrkräfte

Im schulischen Umfeld spielen Lehrkräfte eine entscheidende Rolle bei der Prävention von Mobbing. Folgende Strategien sind hilfreich, um ein sicheres Schulumfeld zu schaffen:

  • Lege klare Verhaltensregeln fest, die den Respekt und das Einfühlungsvermögen gegenüber Gleichaltrigen fördern.
  • Achte auf die soziale Dynamik im Klassenzimmer und auf dem Schulhof und greife bei jedem Anzeichen von Mobbing schnell ein.
  • Schaffe eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit und höre deinen Schülern aktiv zu. Dazu gehört, dass du auf ihre Sorgen, Gefühle und Erfahrungen eingehst, damit sie sich verstanden und wertgeschätzt fühlen.
  • Vermittle und stärke Werte wie Respekt, Mitgefühl und Freundlichkeit sowie selbstbewusste Kommunikation und emotionales Management.
  • Fördere ein Gefühl der Gemeinschaft und Zugehörigkeit im Klassenzimmer. Gestalte Aktivitäten und Projekte, die Zusammenarbeit und Gemeinschaft fördern. Außerdem solltest du Diskussionen über Themen wie Respekt, Vielfalt und Integration anregen.
  • Kommuniziere offen und häufig mit den Familien und informiere die Eltern über die Richtlinien und Verfahren der Schule in Bezug auf Mobbing. Gib ihnen Ratschläge und Ressourcen, um ihre Kinder zu unterstützen.

Es liegt in der Verantwortung der Bildungseinrichtungen, in Fällen von Mobbing einen Aktionsplan zu erstellen.

Für Schülerinnen und Schüler

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Mobbing haben Schüler die Möglichkeit, über eine aktive Rolle bei der Förderung eines harmonischen und mobbingfreien Klassenzimmers nachzudenken. Sie können folgende Tipps in die Praxis umsetzen, um sich selbst und andere zu stärken:

  • Urteile nicht: Vermeide es, andere aufgrund ihrer Herkunft, ihres sozialen Status, ihres Aussehens, ihrer Rasse oder ihrer sexuellen Orientierung auszugrenzen. Erinnere dich an das weise Sprichwort: “Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem anderen zu.”
  • Versuche, Konflikte friedlich und konstruktiv zu lösen: Lehne Gewalt bei Problemen in der Klasse mit deinen Mitschülern ab; denke daran, dass Gewalt nie die Lösung ist.
  • Melde den Sachverhalt: Wenn du Zeuge von Mobbing wirst, melde den Vorfall den Schulbehörden.
  • Zeige Unterstützung und Solidarität: Biete denjenigen, die in der Schule gemobbt werden, deine Gesellschaft in der Pause an, sei freundlich und verständnisvoll und zeige, dass du da bist, um zu helfen. Deine Unterstützung kann einen großen Unterschied im Leben eines Mobbingopfers machen.
  • Organisiere Vorträge zum Thema: Auch Aktivitäten in der Schule, um das Bewusstsein für das Thema zu schärfen, sind nützlich. Du kannst gemeinsam mit deinen Lehrkräften Anti-Mobbing-Kampagnen, Podiumsdiskussionen oder Filmvorführungen organisieren.
  • Fördere eine freundliche Atmosphäre: Sowohl im Klassenzimmer als auch in der Schule im Allgemeinen sollte sich jeder willkommen und akzeptiert fühlen. Lade andere ein, an Gruppenaktivitäten teilzunehmen, begleite einsame Mitschüler beim Mittagessen und setze dich für diejenigen ein, die ausgeschlossen werden.

Hilf mit, diese Form der Gewalt auszurotten

Die Eltern spielen eine wichtige Rolle beim Aufbau einer Kultur des Friedens, in der Respekt, Empathie und Integration gefördert werden. Die Erziehung zu diesen Werten von klein auf schafft die Grundlage für einen wirksamen Umgang mit Mobbing.

In der Schule hingegen ist es wichtig, starke Kommunikationsbrücken zwischen Schülern, Lehrkräften und Eltern zu bauen. Dies erleichtert die Entwicklung und Umsetzung wirksamer pädagogischer Strategien, die ein sicheres Schulumfeld fördern. Toleranz im Klassenzimmer schafft ein Umfeld, das dem Lernen und der persönlichen Entwicklung der Schüler förderlich ist.

Durch die Bereitstellung von Instrumenten zur Bekämpfung von Mobbing ist es möglich, sich für die Sicherheit der Kinder in der Schule, ihrem zweiten Zuhause, einzusetzen. An diesem Internationalen Tag gegen Mobbing wollen wir unser Engagement für die Beendigung dieser Art von Gewalt erneuern.


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